Hogwarts von Heven bietet schrecklich-schönes Zaubertheater
WAZ, 19.08.2018. Die Wittener „Magic Academy“ präsentierte in der Rudolf-Steiner-Schule ein temporeiches Bühnenstück zum Gruseln aus dem Hotel „Horribilis“.
Die Rudolf-Steiner-Schule an der Billerbeckstraße stand an zwei Tagen im Zeichen der Magie. Einmal mehr bot die „Magic Academy“, sozusagen das Hogwarts von Heven, ein Bühnenspektakel, das es in sich hatte. Kurz gesagt: Willkommen im Spukhotel Horribilis.
Die Begrüßung von Pfarrer Dirk Schuklat geriet etwas zu lang, da das Publikum im zweimal vollen Saal der Schule mit gut zwei Stunden Power-Theater ohnehin an seine Leistungsgrenze kam. Und mit Blick auf die vielen Kinder im Publikum gilt besonders der Satz: In der Kürze liegt die Würze. Kurzweilig war die Vorstellung dann aber allemal. Regisseurin und Drehbuchautorin Susanne Malik hatte bei der elften Auflage wieder tief in den Zauberkasten gegriffen.
Und wie das bei Waldorf so üblich ist, müssen natürlich alle ran, ob Lehrer oder Schüler. Die lösten ihre Aufgaben nach harten Probewochen ausnahmslos genial. Allen voran die drei „Hauselfen“ (Carl Beierle, Benjamin Moos, Titus Korte), die nicht nur wie alle anderen toll geschminkt und kostümiert waren, sondern mit ihrem Witz immer wieder für Lacher sorgten.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Das Hotel will den Preis um die schaurigste Herberge gewinnen. Da kommen die vier jungen Leute gerade recht, die sich mit ihrem Bus verirrt haben. Daraus entwickelt sich ein herrliches Stück mit zum Scheitern verurteilten Geistern. Am Ende sind es nicht die jungen Leute, die sich zu Tode gruseln und das „Erschreckometer“ in die Höhe schießen lassen, sondern die Bediensteten und Grusel-Gäste selbst, die vor Furcht flüchten. Allen voran Hotelchefin Cruelia, die Eurythmielehrerin Dagmar Fleischer überzeugend spielte. Die hochnäsige Hausdame, die ihr Personal triezt, rennt am Ende vor dem Einhorn davon.
Das alles wurde von flotter Musik begleitet, ob „Singing in the rain“ oder Michael Jacksons starkem Beat. Ach ja, gezaubert wurde natürlich auch, was allen vor einem starken Bühnenbild in oft schaurigem Rot vortrefflich gelang – seien es die Hexen oder Mitglieder des „Magischen Zirkels“. Die jüngeren Schüler geisterten als Skelette durch das Grusel-Hotel, in dem Butler Jones (stark: Stefan Wiemer, sonst Fachlehrer u.a. fürs Laubsägen) heillos überfordert war. Herrlich auch die „Addams Family“, selbst geisterhaft beseelt, die mal richtig schön Urlaub machen wollte. Lehrer René Bechtold gab als Vater den schleimigen Italo-Macho, Friedrike Kutz die ihm anvertraute Gattin. Einfach nur stark!
Natürlich wurde im Zaubertheater auch mächtig gesägt, Menschen lösten sich in Telefonzellen in Luft aus, im Varieté waren die Vampire los, andere Zauberer ließen wie Hütchenspieler Mäuseköder verschwinden. Das Finale besorgten schließlich – wer sonst – die „Ghostbusters“, die Geisterjäger, zur Musik des gleichnamigen Films. Am Ende: viel Applaus und ein froher Seufzer, angelehnt an den Titel: „Na, dann gute Nacht!“
Die Magic Academy ist ein Verein, der die „zeitgemäße und moderne Zauberkunst“ fördern will. Er arbeitet mit dem Magischen Zirkel von Deutschland zusammen und hat Räume in der Sprockhöveler Str. 111.
Dort finden u.a. Zauberunterricht und Workshops statt. Einmal im Monat gibt es einen Abend für „echtes“ Publikum. www.magicacademy-witten.de
Einmal im Jahr, so auch im September 2017, veranstaltet der gemeinnützige Verein eine große Gala und kehrt dabei gleichsam zu seinen Wurzeln zurück. Vor mehr als zehn Jahren hatte Sabine Malik an der Waldorfschule an der Billerbeckstraße eine Zauber-AG mit damals drei Kindern gegründet. Daraus ist die erfolgreiche Academy geworden, die Teilnehmerzahl hat sich mehr als verzehnfacht.
WAZ-Bericht von Jürgen Augstein-Peschel
Fotostrecke: Zaubergala "Na dann GUTE NACHT" am 15./16.09.2018 - Fotos: Detlef Tünnermann